Am 3. Dezember 2024 fand im festlichen Wappensaal des Wiener Rathaus das „Internationale Forum gegen Einsamkeit - Strategien und Lösungen für die Gesundheit junger Menschen“ statt. Einsamkeit und soziale Isolation gehören zu den dringlichsten Herausforderungen unserer Zeit und beeinträchtigen die soziale Integration sowie die geistige und körperliche Gesundheit von Menschen aller Altersgruppen.
Diese bedeutungsvolle Veranstaltung, die von der Social City Wien in Zusammenarbeit mit dem Büro für Frauengesundheit und Gesundheitsziele (Magistratsabteilung MA 24 – Strategische Gesundheitsversorgung, Stadt Wien) organisiert wurde, brachte über 120 Teilnehmende aus Österreich und ganz Europa zusammen. Vertreter*innen aus verschiedenen Bundesländern Österreichs, Expert*innen und Entscheidungsträger*innen gestalteten und besuchten das umfangreiche Programm, welches wir in dieser Dokumentation zur Verfügung stellen.
Das Forum war Teil der laufenden Aktivitäten des KORALE Community Rail Projekts, das konzipiert wurde, um Policy-Instrumente zu optimieren und Einsamkeit als kritisches Problem der öffentlichen Gesundheit in Ländern der Europäischen Union anzugehen. Das Projektkonsortium besteht neben der Social City Wien – Österreich aus Adinberri Foundation – Baskenland / Spanien, Santa Casa da Misericórdia de Lisboa – Portugal, Fingal County Council – Irland, Stadtverwaltung Aalst - Belgien und DEFACTUM / Zentralregion – Dänemark.
Ein Tag der Begegnung und des Wissensaustauschs
Das Forum richtete eine Bühne für die Vorstellung wirkungsvoller Initiativen und den Austausch von Wissen zur Bewältigung der Einsamkeit unter jungen Menschen aus. Ziel war es, lokale und internationale Projekte zu vernetzen, das Bewusstsein für den Umgang mit und die Prävention von Einsamkeit, insbesondere bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, zu schärfen und die sektorübergreifende Zusammenarbeit zum Austausch von Erfahrungen und Lösungen zu fördern. Der Tag war in folgende Programmpunkte unterteilt:
Lokale und internationale Initiativen und Good Practices
Die Teilnehmenden lernten innovative Projekte kennen, die einen spürbaren Unterschied machen, um Einsamkeit bei jungen Menschen entgegenzuwirken:
Lokale Initiativen
Hobby Lobby - Kein Bock auf Couch: Soziales Projekt, das kostenlose außerschulische Kurse in den Bereichen Sport, Kunst und kreative Aktivitäten für sozial benachteiligte Jugendliche im Alter von 10 bis 16 Jahren anbietet, wobei der Schwerpunkt auf dem Empowerment der Teilnehmenden liegt, von denen viele einen Migrationshintergrund haben
WienZimmer by FSW: Das Projekt konzentriert sich auf die Schaffung von integrativen und partizipativen Räumen in den Wiener Stadtteilen, in denen sich die Anwohner*innen an Gemeinschaftsaktivitäten beteiligen, soziale Bindungen stärken und Probleme wie Isolation und Einsamkeit durch kollektive Initiativen und Zusammenarbeit angehen können
YEP – Youth, Empowerment, Participation: Das Projekt befähigt junge Menschen, sich Gehör zu verschaffen, indem sie Möglichkeiten zur Beteiligung an Politik, Bildung und Gesellschaft schaffen, wobei der Schwerpunkt auf psychischer Gesundheit, Demokratieaufbau und Initiativen zur Mitgestaltung liegt
ROOMING INN – Living Lab: Projekt, das offene Innovation und Co-Creation integriert, um Lösungen für wohnungspolitische und soziale Herausforderungen zu entwickeln und zu testen, wobei ein partizipatorischer Ansatz zur Einbeziehung von Interessengruppen und Bewohnenden in die Gestaltung nachhaltiger Lebensumgebungen verwendet wird
Internationale Initiativen
HUSRUM (Zentralregion Dänemark) ist eine von Freiwilligen getragene Initiative in der Zentralregion Dänemarks, die Jugendliche zwischen 16 und 30 Jahren unterstützt, die unter Einsamkeit leiden. Sie ist in sieben Städten tätig und erreicht jährlich über 600 junge Menschen durch strukturierte soziale Aktivitäten, Gesprächsgruppen und persönliche Mentorenprogramme, die als „Heartmates“ bekannt sind. Das Projekt arbeitet eng mit Gemeinden und Gemeindeorganisationen zusammen, um die soziale Integration und das persönliche Wachstum der Teilnehmer zu fördern.
Overkophius (Aalst, Belgien) bietet einen sicheren und einladenden Raum für junge Menschen im Alter von 12 bis 25 Jahren, in dem sie Kontakte knüpfen, Unterstützung finden und offen über alle kleinen und großen Probleme sprechen können. Diese Initiative trägt zur Förderung des psychischen Wohlbefindens und des Zugehörigkeitsgefühls bei, indem sie ein Umfeld schafft, in dem es in Ordnung ist, Hilfe zu suchen und sich mit anderen auszutauschen.
A Avó veio Trabalhar / Grandma came to work (Lissabon, Portugal) ist ein kreatives, generationenübergreifendes Zentrum in Lissabon, in dem ältere Erwachsene die Möglichkeit haben, ihre Talente durch handgefertigte Produkte, kulturelle Aktivitäten und Workshops zum Ausdruck zu bringen und ihre Individualität, Kreativität und aktive Teilnahme an der Gemeinschaft zu fördern.
Pelo Direito ao Vento nos Cabelos / For the right to the wind in your hair (Lissabon, Portugal) ist Teil der weltweiten Initiative „Radfahren ohne Alter“, die darauf abzielt, Einsamkeit zu bekämpfen und generationenübergreifende Verbindungen zu fördern, indem sie älteren oder mobilitätseingeschränkten Menschen kostenlose Rikscha-Fahrten anbietet, bei denen sie Outdoor-Erlebnisse und das Gefühl von Wind in den Haaren genießen können, während sie mit ehrenamtlichen Piloten in Kontakt kommen. Der Ortsverband Lissabon verkörpert diese Mission, indem er sich darauf konzentriert, für Senioren und Freiwillige gleichermaßen fröhliche, soziale und integrative Momente zu schaffen.
HARIAK (Gipuzkoa/Baskenland), das von der Provinzregierung von Gipuzkoa über die Adinberri-Stiftung geleitet wird, konzentriert sich auf die Bekämpfung der Einsamkeit und die Förderung der sozialen Eingliederung durch die Förderung von Verbindungen innerhalb von Gemeinschaften. Als Teil einer umfassenderen Strategie zielt sie darauf ab, bewährte Verfahren zu ermitteln und umzusetzen, die die soziale Isolation verringern, die öffentliche Politik verbessern und eine Gesellschaft aufbauen, in der Beziehungen und Fürsorge zentrale Prioritäten sind. Zu den wichtigsten Aktivitäten gehören der öffentliche Dialog, der Aufbau von Netzwerken, Innovation und die Bewertung bewährter Verfahren zur Entwicklung integrativer, unterstützender Gemeinschaften.
Networking Market
Das Forum bot einen lebhaften Vernetzungsmarkt, auf dem Fachleute aus dem Sozial- und Gesundheitssektor zusammenkamen. Die Teilnehmenden tauschten Ideen aus, teilten Herausforderungen und erkundeten gemeinsame Lösungen, wodurch ein Gefühl der Gemeinschaft und ein gemeinsames Ziel gefördert wurden.
Unter den Aussteller*innen waren Projekte aus Wien und ganz Österreich mit Angeboten gegen Einsamkeit und Isolation vertreten:
bOJA Bundesweites Netzwerk offene Jugendarbeit, Community Nursing Dornbirn, gemeinSAMradln – Arbeiter-Samariter-Bund Österreich, gesundausderkrise.at, Hobby Lobby, IRINA – Caritas der Erzdiözese Wien, joinfloat, ROOMING INN Living Lab, Walk & Talk – Wiener Hilfswerk, WIENXTRA Jugendinfo, WienZimmer- FSW
Inspirierende Reden und Diskussionsrunden
Renommierte Fachpersonen und leidenschaftliche Befürworter*innen trugen ihre Erkenntnisse bei. Die Sensibilisierung und Prävention von Einsamkeit bei jungen Menschen stand als zentrales Thema im Vordergrund der Gespräche. Fragen, die diskutiert wurden, waren unter anderem: Wie können bewährte Verfahren und innovative Strategien in die regionale Politik integriert werden? Der Schwerpunkt lag insgesamt auf der Verbesserung der Gesundheitskompetenz und der Stärkung der psychosozialen Gesundheit junger Menschen.
Am Podium sprachen und diskutierten:
Mag.a Kristina Hametner, Leiterin des Büros für Frauengesundheit und Gesundheitsziele der MA24 - Strategische Gesundheitsvorsorge
Catharina Göksun, bOJA BUNDESWEITES NETZWERK FÜR OFFENE JUGENDARBEIT
Mag.a Elfriede Hufnagl, Wiener Gesundheitsförderung - WIG, Abteilungsleiterin, Abteilung Gesunde Stadt - Gesunde Regionen
Primaria Dr.in Doris Koubek, Leiterin der kinder- und jugendpsychiatrischen Ambulanz im 2. Bezirk, Psychosoziale Dienste in Wien
Ao. Univ.-Prof.in Dr.in Karin Gutiérrez-Lobos, Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie & Initiatorin der Plattform gegen Einsamkeit in Österreich
Katrin Weber, MSc., Plattform gegen Einsamkeit, Social City Wien
Österreichischer Gemeinschaftspreis 2024
Zum feierlichen Abschluss wurde der Österreichische GEMEINSCHAFTSPREIS 2024 - Wettbewerb für Projekte gegen Einsamkeit in Kooperation mit oeticket verliehen. Der Wettbewerb „GEMEINSCHAFTSPREIS 2024“ lud dazu ein, kreative Lösungen gegen Vereinsamung vorzustellen und dadurch eine Bühne für soziale Initiativen zu schaffen.
Mit einem Preisgeld von Ꞓ 1.500, das Vorarlberger Projekt Community Nursing Dornbirn für sein besonderes Engagement und herausragende innovative und nachhaltige Kraft ausgezeichnet. Teilnehmen konnten engagierte Einzelpersonen, Institutionen, soziale und medizinische Einrichtungen, Schulen, Betriebe, Vereine sowie Medienvertreter*innen, die sich in Österreich gegen Einsamkeit stark machen.
Die Aktion fördert das Bekanntmachen von Projekten und stärkt das Netzwerk derjenigen, die sich dem Thema Einsamkeit widmen. Alle Einreichungen wurden von einer unabhängigen Fachjury evaluiert. Zentrale Bewertungskriterien waren die Reduzierung von Einsamkeit und Isolation, die Förderung der Gesundheit, die Nachhaltigkeit der Projekte sowie Innovationsgrad und praktische Umsetzung. In der Jury sind namhafte Expert*innen aus den Bereichen Gesundheit und Sozialwesen vertreten.
Auswirkungen und zukünftige Richtungen
Das Forum verdeutlichte die Dringlichkeit, Einsamkeit als gesellschaftliche Herausforderung anzugehen, und unterstrich die Wirksamkeit gemeinsamer Bemühungen. Durch die Zusammenführung von Akteuren aus verschiedenen Bereichen markierte die Veranstaltung einen wichtigen Schritt zur Schaffung integrativer und unterstützender Gemeinschaften für junge Menschen.
Das International Forum against Loneliness war auch der zweite offizielle Studienbesuch im Rahmen des Interreg Europe Projekts KORALE.
Über KORALE
KORALE (Knowledge On pReventing and tAckling Loneliness from public policiEs) agiert seit 2024 als wegweisende Europäische Initiative zur Förderung des sozialen Zusammenhalts. Das Interreg Europe Gemeinschaftsprojekt konzentriert sich dabei auf den Austausch von Erfahrungen, die Sammlung von Good Practices und die Integration vielseitiger Ansätze. Das Projektkonsortium besteht neben der Social City Wien - Österreich aus Adinberri Foundation - Baskenland / Spanien, Santa Casa da Misericórdia de Lisboa - Portugal, Fingal County Council - Irland, Stadtverwaltung Aalst - Belgien und DEFACTUM / Zentralregion - Dänemark. Gemeinsam bemühen sich die vertretenen Regionen in den nächsten vier Jahren die Prävention und Bewältigung von Einsamkeit in öffentliche Politikinstrumente einzubeziehen und zu verankern.
Danksagung
Wir bedanken uns herzlich beim Landtagsabgeordneten Christian Deutsch für seine inspirierenden und unterstützenden Eröffnungsworte sowie bei Mag. Richard Gauss, Abteilungsleiter MA 24 – Strategische Gesundheitsversorgung, der feierlich das erste Internationale Forum zum Thema Einsamkeit mit Fokus auf die Gesundheit junger Menschen eröffnete.
Auch allen Teilnehmenden, Referent*innen und dem engagierten Organisationsteam gilt unser besonderer Dank, darunter Katrin Weber, Valeria Romme, Martina Forster, Severin Steirer, Nico Kuhn und Wolfgang Renner.
Eine wesentliche Unterstützung leisteten die Stadt Wien, insbesondere Alexandra Münch-Beurle, Büro für Frauengesundheit und Gesundheitsziele, Wiener Programm für Frauengesundheit, Magistratsabteilung 24, Strategische Gesundheitsversorgung, und alle Partner*innen und Sponsor*innen, ohne die diese bedeutsame Zusammenkunft und der inspirierende internationale Wissensaustausch nicht möglich gewesen wären.
Fotogalerie
Fotos by 📷 Isabella Hewlett
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