Am Sonntag, den 9. November, war Univ.-Prof. Dr. Karin Gutiérrez-Lobos, Mitgründerin der Plattform gegen Einsamkeit, zu Gast in der ORF-Radio-NÖ-Sendung „Nahaufnahme“. Im Gespräch ging es um Einsamkeit als altersübergreifendes Thema; Einsamkeit ist keineswegs nur ein Thema für ältere Menschen ist – sie betrifft alle Altersgruppen, von Jugendlichen bis zu Senioren.
Univ.-Prof. Dr. Karin Gutiérrez-Lobos erklärte, dass gelegentliche Einsamkeit normal und Teil des Lebens ist. Problematisch wird sie jedoch, wenn sie anhält und sich körperlich sowie seelisch auswirkt. Das Thema Einsamkeit wird in der öffentlichen Wahrnehmung häufig mit dem höheren Lebensalter verbunden – und tatsächlich kann Alter Einsamkeit begünstigen: etwa durch Verlust von Partner:innen oder Freund:innen, gesundheitliche Einschränkungen, nachlassende Mobilität oder soziale Veränderungen nach der Pensionierung.
Einsamkeit bei jungen Menschen
Doch Univ.-Prof. Dr. Karin Gutiérrez-Lobos machte deutlich, dass Einsamkeit längst nicht nur ältere Menschen betrifft. Immer mehr junge Menschen erleben sie – die Jugend ist eine Zeit, in der man sich selbst findet, eigene Werte entwickelt und Freundschaften aufbaut. Die komplexe Lebensrealität junger Menschen, die steigenden Anforderungen und der digitale Alltag können dabei das Gefühl der Isolation verstärken.
"Bei Jugendlichen ist es natürlich so, dass das eine sehr kritische Zeit ist, wo man sich selbst findet, wo sehr viel um einen eigenen Lebensweg geht, um eigene Werte, um Freunde, mit denen man sich austauschen will, also eine sehr heikle Lebensphase, die hier besonders anfällig ist." – Univ.-Prof. Dr. Karin Gutiérrez-Lobos
Neben dem Fokus auf junge Menschen sprach Univ.-Prof. Dr. Karin Gutiérrez-Lobos auch über gesellschaftliche Ursachen für Einsamkeit: Individualisierung, Lebensumbrüche, Armut, gesundheitliche Einschränkungen und mangelnde Möglichkeiten für Begegnungen. Hinzu kommt die Rolle der Digitalisierung und Social Media: Sie können einerseits Kontakte ermöglichen, andererseits aber auch ersetzen, was echte Nähe und Vertrauen erschwert. Einsamkeit kann so langfristig zu Vertrauensverlust in andere Menschen, Institutionen und auch die Demokratie beitragen.
Niederschwellige Begegnungen fördern Gemeinschaft
Im Podcast weist Univ.-Prof. Dr. Karin Gutiérrez-Lobos darauf hin, wie wichtig leicht zugängliche Angebote sind, die Menschen unkompliziert zusammenbringen und Hemmschwellen abbauen. Ein schönes Beispiel dafür ist die Aktion „Pudding mit Gabel“ – ein in Deutschland gestartetes Format, das mittlerweile auch in Österreich stattfindet. Dabei treffen sich junge Menschen an vorher angekündigten Orten, um – ganz im Sinne des Projektnamens – gemeinsam Pudding mit Gabeln zu essen. Dieser ungewöhnliche, sympathische Ansatz schafft Leichtigkeit und senkt Barrieren, neue Menschen kennenzulernen. Was mit einer spontanen Idee begann, hat sich inzwischen zu einer Bewegung entwickelt, bei der sich bereits tausende Jugendliche getroffen und ausgetauscht haben.
Auch intergenerationelle Projekte, bei denen junge Menschen älteren den Umgang mit digitalen Medien zeigen, sind wertvolle Beispiele für verbindende Initiativen. Sie fördern Begegnung, gegenseitiges Verständnis und stärken das soziale Miteinander auf natürliche Weise.
Kleine Begegnungen, große Wirkung
Die Botschaft von Univ.-Prof. Dr. Karin Gutiérrez-Lobos ist klar: Es sind oft die kleinen Begegnungen, das Interesse aneinander und die Wertschätzung im Alltag, die einen Unterschied machen. Jede Form von Austausch, ob digital oder vor Ort, kann helfen, Einsamkeit zu reduzieren und das Gefühl von Zugehörigkeit zu stärken.