Einsamkeit, das Gefühl von fehlenden Sozialkontakten und Zugehörigkeit, gibt es auch im ländlichen Raum. Gerade dort, wo die Jungen wegziehen, die Ortskerne leerer werden und das Dorfwirtshaus schließt, braucht es neue Orte der Begegnung – am besten intergenerativ. Green Care-Bauernhöfe können hier ein Angebot schaffen.
An zwei Vormittagen in der Woche beginnt für eine kleine Gruppe Senior*innen der Tag mit einem Kaffee in geselliger Runde auf der Terrasse. Gemeinsam wird besprochen, welche Wünsche es für diesen Tag gibt. Die Möglichkeiten sind vielfältig: Zum Beispiel in den Garten gehen, um Kräuter und Gemüse für das Mittagessen zu ernten. Vor dem Kochen wollen einige noch in den Stall, um einen Blick auf das neue Kälbchen zu werfen und die Kaninchen zu füttern. Wer will, kann auch beim Holzmachen helfen oder den Kuchen für den Nachtisch backen. Einmal in der Woche kommen die Kinder vom örtlichen Kindergarten auf den Hof, dann ist Vorlesestunde und es geht gemeinsam ab in den Hühnerstall. So kann es zugehen auf einem Green Care-Bauernhof für Senior*innen. Denn mit Green Care nutzen qualifizierte Bäuerinnen und Bauern die wohltuende Wirkung der Natur und der Tiere und bieten pädagogische, gesundheitsfördernde und soziale Angebote auf ihren Höfen an. In Kooperation mit Sozialträgern und Gemeinden entstehen Bauernhofkindergärten, Beschäftigungsprojekte für Menschen mit Behinderung, tiergestützte Therapieangebote, Senioren-WGs und -Tageszentren oder gesundheitsfördernde Projekte am Hof. Österreichweit gibt es über 120 zertifizierte Green Care-Betriebe.
Der Bauernhof als Begegnungsort
Der Bauernhof wird mit Green Care zu einem Begegnungsort für Jung und Alt, der zur geistigen und körperlichen Aktivität anregt. Zu einem Ort, wo Traditionen und Brauchtum erlebbar sind und Neues gelernt werden kann. Er bietet Möglichkeiten, Teil der bäuerlichen Alltags- und Arbeitswelt zu sein – so, wie es den eigenen Wünschen und Fähigkeiten entspricht. Und vor allem: viel frische Luft, Bewegung und der wohltuende Kontakt zu den Hoftieren. Bauernhöfe bieten ein Setting für gesundheitsfördernde Angebote, das in dieser Form einmalig ist. Dieses Potenzial kann gezielt für Menschen genutzt werden, die von Einsamkeit betroffen sind. So wie bei einem Förderprojekt des Fonds Gesundes Österreich, das von Styria vitalis und Green Care Österreich in vier steirischen Projektgemeinden umgesetzt wurde. Bei dem Projekt „Gemeinsam am Hof“ wurden gesundheitsfördernde Angebote auf vier Bauernhöfen entwickelt, bei denen soziale Kontakte und intergenerative Programme im Mittelpunkt standen. Angebote wie diese helfen nicht nur die soziale Isolation einzelner zu verringern, sie steigern auch die Attraktivität ganzer Regionen und tragen dazu bei, der Abwanderung entgegenzuwirken – sie wirken damit quasi präventiv gegen die Einsamkeit im ländlichen Raum.
Green Care: neue Chancen für bäuerliche Familienbetriebe
Green Care bietet aber auch eine wirtschaftliche Perspektive für bäuerliche Familienbetriebe. Vor allem die Bäuerinnen profitieren von der Möglichkeit, ihre Qualifikationen aus dem Bildungs-, Gesundheits- und Sozialbereich für die Weiterentwicklung des eigenen Betriebes nutzen zu können. Sie sind in der Regel die treibende Kraft hinter den erfolgreichen Green Care-Projekten in Österreich. Sie machen ihre Höfe zu multifunktionalen Orten und bieten – neben der Versorgung mit lokalen Lebensmitteln – auch Gelegenheiten, um Gemeinschaft, Sozialkontakte und Anerkennung zu erfahren.
Sie möchten mehr erfahren? Auf unserer Website finden Sie weitere Informationen zu Green Care sowie die Kontaktdaten in den Bundesländern: www.greencare-oe.at, YouTube, Facebook