Einblicke aus der Podiumsdiskussion beim International Forum against Loneliness
Einsamkeit ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, die besonders junge Menschen betrifft. Im Rahmen des International Forum Against Loneliness – Strategies & Solutions for Young People’s Health fand unter dem Titel „Let’s identify Strategies against Loneliness in Young People“ Anfang Dezember 2024 eine hochkarätige Panel-Diskussion im Wiener Rathaus statt. Expertinnen aus den Bereichen Gesundheit, Jugend- und Sozialarbeit diskutierten Ursachen und Lösungsansätze für Jugendeinsamkeit.
Am Podium diskutierten:
- Mag.a Kristina Hametner (MA24 - Strategische Gesundheitsvorsorge)
- Catharina Göksun (bOJA - Offene Jugendarbeit)
- Mag.a Elfriede Hufnagl (Wiener Gesundheitsförderung - WIG)
- Primaria Dr.in Doris Koubek (Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosoziale Dienste)
- Ao. Univ.-Prof.in Dr.in Karin Gutiérrez-Lobos (Psychiatrie & Neurologie, Projektinitiatorin)
© Isabella Hewlett
Einsamkeit als Querschnittsthema
Alle Diskussionsteilnehmerinnen waren sich einig: Einsamkeit bei jungen Menschen ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, die in verschiedenen Lebensbereichen sichtbar wird – sei es in der offenen Jugendarbeit, im Gesundheitswesen oder in der strategischen Stadtentwicklung. Mag.a Kristina Hametner (MA24 – Strategische Gesundheitsvorsorge) betonte, dass Einsamkeit einen direkten Einfluss auf die psychische und physische Gesundheit hat und daher als Gesundheitsziel stärker verankert werden muss. Auch Primaria Dr.in Doris Koubek (Leiterin der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Ambulanz der Psychosozialen Dienste) sieht in ihrer täglichen Arbeit, wie stark soziale Isolation psychische Erkrankungen verstärken kann.
© Isabella Hewlett
Bestehende Angebote und notwendige Maßnahmen
Neben der Problematisierung wurden auch bestehende Lösungen und zukünftige Handlungsfelder diskutiert. Catharina Göksun (bOJA – Bundesweites Netzwerk Offene Jugendarbeit) hob hervor, dass die offene Jugendarbeit ein zentraler Anker für junge Menschen ist, in dem Einsamkeit frühzeitig erkannt und ihnen ein geschützter Raum zur Verfügung gestellt werden kann. Mag.a Elfriede Hufnagl (Wiener Gesundheitsförderung – WIG) ergänzte, dass strukturelle Maßnahmen notwendig seien, um Einsamkeit nicht nur zu lindern, sondern präventiv entgegenzuwirken.
© Isabella Hewlett
Zusammenarbeit für eine nachhaltige Strategie
Ein zentrales Ergebnis der Diskussion war die Notwendigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit. DieGründerin der Plattform gegen Einsamkeit fasste es treffend zusammen:
"Einsamkeit ist ein Querschnittsthema, das viele Akteur*innen erfordert. Politik und Verwaltung müssen bestehende Initiativen stärken und langfristige Pläne für die Zukunft entwickeln. Entscheidend ist nicht die Art der Programme, sondern die Verfügbarkeit finanzieller Ressourcen, um Angebote für einsame Menschen bereitzustellen und gleichzeitig präventiv zu handeln." , Ao. Univ.-Prof.in Dr.in Karin Gutiérrez-Lobos
© Isabella Hewlett
Dank für wertvolle Perspektiven
Diese Panel-Diskussion zeigte eindrucksvoll, wie vielschichtig das Thema Einsamkeit ist und welche unterschiedlichen Ebenen zusammenwirken müssen, um nachhaltige Lösungen zu schaffen. Ein großes Dankeschön an alle Panel-Teilnehmerinnen für ihre wertvollen Einblicke in ihre tägliche Arbeit, an Alexandra Münch-Beurle für die großartige Moderation und an das Publikum für die bereichernden Beiträge. Die Diskussion hat einmal mehr verdeutlicht, dass wir nur gemeinsam eine langfristige Strategie gegen Jugendeinsamkeit entwickeln können.
© Isabella Hewlett
Die Plattform gegen Einsamkeit ist Teil der europäischen Initiative gegen Einsamkeit "KORALE"
Die KORALE-Initiative ist das erste EU-Projekt, das sich zum Ziel gesetzt hat, Einsamkeit und soziale Isolation durch öffentliche Politikmaßnahmen in sechs europäischen Regionen zu reduzieren. Gemeinsam mit Partnerorganisationen aus Dublin, Lissabon, Aalst (Belgien), der Zentralregion Dänemark und Gipuzkoa im Baskenland arbeiten wir daran, gute Praktiken zu identifizieren, Schlüsselerfolgsfaktoren zu ermitteln und innovative Präventionsstrategien zu entwickeln.
Weitere Informationen zu: KORALE ("Towards a community of practice and Knowledge On pReventing and tAckling Loneliness from public policiEs")
Laden Sie die Informationsbroschüre zu KORALE herunter
Die Plattform gegen Einsamkeit (PGE) wurde ins Leben gerufen, um genau diesen Herausforderungen zu begegnen. Unsere Mission ist es, das vielschichtige Phänomen der Einsamkeit ganzheitlich zu verstehen und wirksame Maßnahmen zur Förderung sozialer Teilhabe zu entwickeln – mit einem besonderen Fokus auf junge Menschen. Studien zeigen, dass sich seit Beginn der Covid-Pandemie nicht nur ältere und armutsgefährdete Menschen, sondern auch Kinder und Jugendliche zunehmend isoliert fühlen. Junge Menschen stehen in einer Lebensphase, in der soziale und emotionale Vernetzung essenziell für ihre Entwicklung sind. Daher müssen wir ihnen frühzeitig Unterstützung und Hilfsangebote bereitstellen.